Richtig Lüften

Moderne Gebäude sind weitgehend luftdicht. Um ungesunde Schadstoffkonzentrationen, hohe Luftfeuchtigkeit und Schimmel zu vermeiden, müssen die Bewohner ausreichend lüften. Hier findet sich die Ursache so mancher Krankheit. Wir beraten Sie gerne bei Problemen mit Schimmel, zu hoher oder zu niedriger Luftfeuchtigkeit.

 
Gerne können Sie sich anhand unseres Luftfeuchterechners selbst den Zusammenhang zwischen Luftfeuchte und Temperatur vergegenwärtigen. Ausführliche Erläuterungen zu lüftungstechnischen Maßnahmen können Sie hier lesen.

 

Situation

Aus Gründen des Wärmeschutzes werden unsere Wohnungen immer dichter. Dem berechtigten Interesse an einem möglichst geringen Lüftungswärmeverlust steht die Raumlufthygiene entgegen. Nicht alle Bewohner eines neuen oder sanierten Hauses kompensieren die Dichtheit ihrer Wohnung mit ausreichendem Lüften.
Während bei alten Häusern der Luftwechsel zu einem größeren Teil von selbst durch die Gebäudehülle (vor allem undichte Fenster) erfolgt, ist dies bei modernen Häusern nicht der Fall. Dies kann die Ursache für Krankheiten und Allergien, aber auch von Konzentrationsschwächen, Kopfschmerz etc. sein, ganz sicher aber ist es die Ursache für Schimmelbildung.

 

Schadstoffe

Der Mensch gibt durch seine Atmung CO2 ab. Dadurch stiege der CO2-Gehalt der Luft in einem theoretischen und luftdichten 15m²-Raum durch die Atmung eines Menschen innerhalb einer Stunde von 500 ppm (Standardwert) auf 1.100 ppm. Ähnliche Phänomene kann man in überfüllten Vortragssälen oder Schulen beobachten. Auch wenn es in der Praxis kaum völlig luftdichte Räume gibt, steigt die CO2-Konzentration bei hoher Raumbelegung sehr schnell. Bereits ab CO2-Konzentrationen von 700 ppm sind Leistungsminderung, Kopfschmerzen und Atemsteigerung zu beobachten. Häufig messen wir in Wohnungen CO2-Gehalte von weit über 1.500 ppm. Daneben gibt der Mensch noch weitere Schad- und Geruchstoffe ab. Aber auch Schadstoffquellen in der Wohnung (Kunststoffe, behandelte Hölzer, Textilien etc. – siehe Abschnitt Wohngifte) machen ausreichendes Lüften erforderlich. Zwischenzeitlich hat sich gezeigt, dass vor einer Sanierung unproblematische Schadstoffkonzentrationen – etwa in Schulen – nach einer Sanierung zum Problem werden können, weil sich die Luftwechselrate deutlich reduziert und damit die Konzentration von Innenraumschadstoffen erhöht hat.

 

Luftfeuchtigkeit und Schimmel

In einem 3-Personen-Haushalt werden pro Tag durch Atmung, Waschen, Kochen, Pflanzen etc. ca. 13 Liter Wasser an die Luft abgegeben. Verbleibt diese Wassermenge in der Wohnung, kommt es unweigerlich zu Bauschäden und Schimmelbildung. Darüber hinaus werden häufig Baustoffe und Beschichtungen verwendet, die weder diffusionsoffen noch klimaregulierend sind und so den Abtransport von Feuchtigkeit bzw. deren Speicherung verhindern. Häufig bieten sie sogar Nährstoffe für deren mikrobielle Besiedelung. Man wohnt sprichwörtlich in einer „Plastiktüte“.
Unser Immunsystem ist bis zu einer gewissen Konzentration in der Lage mit Schimmelsporen, Bakterien und anderen Schadstoffen in der Luft umzugehen. Bei stehender Luft und vor allem feuchtwarmem Klima werden tolerable Konzentrationen aber schnell überschritten. Viele Pilze und Bakterien gedeihen schon ab Luftfeuchtigkeiten von 70% – Werte, die im Bad und oft auch im Keller häufig überschritten werden.

 

Richtig Lüften

Der Abtransport der Feuchtigkeit muss durch Lüften erfolgen, Spitzen können durch hygroskopische Baustoffe gepuffert werden. Bei kalter Witterung ist der Wassergehalt der Luft in der Wohnung auch bei Regen fast immer höher als in der Außenluft, so dass aufgrund des natürlichen Feuchtegefälles die feuchte Luft nach Außen abtransportiert wird. So ist beispielsweise der Wassergehalt der Luft bei 5°C und 100% r.F. (also bei Regen) mit ca. 7 Gramm pro Kubikmeter deutlich niedriger als der eines Innenraums mit 21°C und 60% r.F. (Wassergehalt 11 g/m³), d.h. durch Lüften wird es in der Wohnung trockener! Im Sommer kann zwar der Feuchtegehalt der Außenluft den der Innenluft übersteigen – es besteht jedoch auf Grund der höheren Temperaturen kaum Schimmelgefahr.
Anders ist dies in einem kühlen Keller. Hier kann die feuchtwarme Außenluft im Sommer an den durch das Erdreich gekühlten Kellerwänden kondensieren und Schimmelbefall verursachen. Kalte Keller sollten deshalb im Sommer nur bei kühler Witterung gelüftet werden.
Für ein hygienisches Raumklima ist ein Luftwechsel von mind. 0,3 /h erforderlich, das heißt mindestens alle 3 Stunden sollte die Raumluft komplett ausgetauscht werden. Ein wiederholtes Stoßlüften (am besten „quer“, gegenüberliegende Fenster gleichzeitig auf) etwa 3-4 täglich für 10-15 Minuten mit weiter Öffnung der Fenster und Türen bei ausgestellter Heizung ist der ständigen Spaltlüftung vorzuziehen, da hierbei die Innenraumluft vollständig ausgetauscht wird und nicht unnötig Energie verloren geht. Die Anzahl der Lüftungsvorgänge hängt jedoch stark von der Luftdichtheit der Wohnung und deren Nutzung ab, so dass es am besten ist, sich mittels eines Thermo-Hygrometers einen Überblick über die Notwendigkeit des Lüftens zu verschaffen. Die relative Luftfeuchte sollte in der Wohnung 55% in der kalten Jahreszeit, d.h. bei Außentemperaturen unter ca. 5°C, nicht übersteigen. Bei höheren Feuchten ist Lüften angezeigt. Hinweis auf zu hohe Luftfeuchten sind im Winter beschlagene Fensterscheiben. Bei beschlagenen Scheiben ist in jedem Fall Lüften angezeigt.

 

Eine tolerable Art der permanenten Belüftung über „planmäßige Undichtigkeiten“ sind Fensterfeststeller, die die Fensteröffnung auf wenige Millimeter begrenzen, gelochte Fensterdichtungen oder so genannte Fensterfalzlüfter. Noch besser ist der Einbau einer Lüftungsanlage, die es für ein Einfamilienhaus bereits ab 4.000 Euro gibt. Damit wird bei richtiger Planung und Wartung eine gute Raumluftqualität sicher gestellt. Zusätzlich kann bei Einbau einer Wärmerückgewinnung mittels Wärmetauscher oder Wärmepumpe in nicht unerheblichem Maße Energie eingespart werden, die ansonsten zum Fenster hinaus gelüftet würde.
Für den Einbau in Keller gibt es kostengünstige feuchtegesteuerte Lüftungsgeräte, die Kondensationsprobleme lindern können. Gerne stehen wir für eine genauere Beratung zur Verfügung.

Lesen Sie hierzu auch unsere Hinweise zur Wartung und Inspektion von Lüftungsanlagen.

 

Ungefähre Dauer eines kompletten Luftwechsels bei Fensterlüftung

Ungefähre Dauer eines kompletten Luftwechsels bei Fensterlüftung (Quelle: IBN)