Ökologisch renovieren, ökologischer Innenausbau

Immer mehr Menschen planen statt einem Neubau eine Sanierung   Die Gründe sind vielfältig, vor allem in den Ballungsräumen wird der Platz knapp, Baugrundstücke sind kaum zu haben, so dass oft nur eine Sanierung eines Altbestandes übrig bleibt. Der Wunsch nach einer „ökologischen Sanierung“ kommt dabei immer häufiger. Menschen wollen Schadstoffe in ihrer Wohnung weitgehend vermeiden, z.B. um Gesundheitsbeschwerden und Allergien vorzubeugen oder bereits vorhandene allergische Beschwerden zu mindern. Auch Energieeinsparung und Ressourcenschonung spielen oft eine Rolle.

 

Rechtzeitige Beratung vom Fachmann sinnvoll

Die Überprüfung der zu sanierenden Immobilie auf möglicherweise bereits vorhandene Emittenten von z.B. Asbest, Formaldehyd, Holzschutzmitteln, Lösemitteln, Schimmelsporen und gegebenenfalls deren Beseitigung sollte dabei nicht vergessen werden und macht die Hilfe von Fachleuten, insbesondere Baubiologen, am besten schon vor dem Kauf empfehlenswert.
Nach der Überprüfung des Bestandes stellt sich die Frage nach ökologischen Baustoffen und Bauweisen, denn die Palette der angebotenen Produkte ist schier unüberschaubar. Immer mehr Hersteller werben mit „ökologischen“ Siegeln, die häufig aufgrund unterschiedlicher Gewichtungen irreführend sind und nicht immer Garantie für eine wirklich gesunde und ökologische Wahl sind.
Unabhängig von der Frage nach Siegeln und Zertifizierungen können aber in der Regel natürliche Baustoffe als gesundheitlich und ökologisch empfehlenswerter gelten. Häufig gehen dabei ökologische und gesundheitliche Zielsetzungen konform, da Produkte aus natürlichen Stoffen in der Regel weniger oder keine Schadstoffe im Vergleich zu synthetischen Produkten aufweisen.

 

Dämmstoffe

Bei den Dämmstoffen sind z.B. Naturfasern aus Holz, Flachs, Hanf solchen aus Mineralfasern, Polystyrol oder Polyurethan vorzuziehen. Kunststoffe werden, sofern nicht recyelt, aus nicht nachwachsenden Rohstoffen, meist Erdöl, gewonnen, benötigen eine energieintensive Herstellung und emittieren meist auch nach der Produktion Schadstoffe. Insbesondere Polystyrol, bekannt unter dem Markennamen Styropor, ist in den letzten Jahren durch die Emission von Styrol, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein, ins Gerede gekommen. Dennoch sollte auch bei natürlichen Dämmstoffen darauf geachtet werden, ob und in welcher Art diese durch Beimengungen und Hilfsstoffe verunreinigt werden. Natürliche Dämmstoffe können allerdings bei anhaltender Feuchtigkeit eher schimmeln als künstliche Dämmstoffe – bei richtiger Planung steht aber dem Einsatz von Naturfasern nichts im Wege.
Häufig werden bei der Sanierung neben Außendämmungen an Dach und Wand auch Innendämmungen diskutiert. Da es bei nicht fachgerechter Ausführung solcher Dämmungen immer wieder zu verdeckter Schimmelbildung hinter solchen Dämmungen kommt, ist hier eine sorgfältige Planung sehr wichtig. Vornehmlich sollten hygroskopische und mineralische Dämmstoffe wie z.B. Calziumsilikatplatten im Gegensatz zu leichten Dämmungen mit vorgelagerter Dampfsperre zum Einsatz kommen.

 

Wandbekleidungen

Auch für Wandbekleidungen, d.h. Putze, Farben oder auch Tapeten, steht eine große Auswahl ökologischer Produkte zur Verfügung, wenngleich nicht jede „Bio-Farbe“ tatsächlich strengere Kriterien erfüllt. Häufig werden bereits lösemittelfreie, wasserbasierte Dispersionsfarben als ökologisch bezeichnet, obwohl eigentlich nur kunststofffreie Farben diese Bezeichnung verdienen. Dispersionsfarben (Dispersion = Vermischung) haben Beimengungen künstlicher Hilfsstoffe, die Verarbeitung und Farbeigenschaften beeinflussen. Natürliche Farben sind meist voll mineralisch, wie z.B. Silikat- oder Kalkfarben, jedoch im Farbauftrag etwas unregelmäßiger und schwerer zu verarbeiten. Dafür sind sie diffusionsoffener und können so ausgleichend auf das Raumklima wirken.
Gleiches gilt für Putze, die heute meist eine Vielzahl von Hilfsstoffen enthalten, wogegen natürliche Putze wie z.B. Lehm- oder Kalkputz v.a. bei nicht fachgerechter Verarbeitung schneller Risse bekommen. Inzwischen gibt es jedoch eine Vielzahl von Putzen im ökologischen Bereich, die es auch dem Heimwerker ermöglichen ohne großen Aufwand z.B. Lehmputz zu verarbeiten.
Auch Tapeten können im Einzelfall zu einem schöneren Erscheinungsbild beitragen, sollten aber diffusionsoffen sein und aus nachwachsenden Rohstoffen wie Papier oder Pflanzenfasern bestehen, um das Raumklima nicht zu beeinträchtigen. Kunststofftapeten etwa aus Vinyl können dagegen z.B. schädliche Weichmacher emittieren, die Wände zu einer „Plastiktüte“ machen und darüber hinaus v.a. an Außenwänden Schimmelbildung begünstigenden.

 

Bodenbeläge

Neben Holzböden kommen als natürliche Bodenbeläge auch Kork, Linoleum, Fliesen oder Teppiche in Betracht. In jedem Fall ist es empfehlenswert, auf Verklebungen der Beläge zu verzichten, d.h. nach Möglichkeit keine Mehrschichtböden und v.a. keine mit Spanplatten oder Faserplattenträger verklebten Böden zu verwenden und Holzböden oder Teppiche nicht zu verkleben. Zwar werden inzwischen praktisch lösemittelfreie Kleber verwendet, dafür kommen aber i.d.R. längerlebige chemische Verbindungen zum Einsatz, deren gesundheitliche Relevanz teilweise noch unklar ist. Teppiche sollten keinen Rücken aus Kunststoffen haben, bei Linoleum darauf geachtet werden, dass es sich tatsächlich um das Naturmaterial aus Leinöl und natürlichen Feststoffen und nicht um ähnlich aussehende PVC-Böden oder andere Kunststoffoberflächen handelt. Fliesen können mehr oder weniger uneingeschränkt empfohlen werden, wenngleich v.a. bei alten Fliesen gelegentlich schwermetallhaltige oder gar radioaktive Glasuren vorkommen könneng.

 

Raumklima

Da aufgrund steigender energetischer Anforderungen die Gebäudehülle auch bei Sanierungen immer dichter wird, sollte auch bei einer ökologischen Sanierung über den Einbau einer Lüftungsanlage nachgedacht werden. Diese kann Lüftungswärmeverluste deutlich reduzieren, aber auch Innenraumschadstoffe, Ausdünstungen der Bewohner und Feuchtigkeit abführen. Bei richtiger Planung, die eine Zugänglichkeit und Reinigung des Leitungssystems sicherstellt, und regelmäßiger Wartung nach den Vorgaben der VDI-Richtlinie 6022, kann eine solche Anlage einen großen Beitrag zu Wohnkomfort und gesundem Raumklima leisten und ist v.a. für Allergiker zu empfehlen.

 

Elektromagnetische Felder

Im Rahmen einer Sanierung können auch elektromagnetische Felder sowohl von innen durch die Hausinstallation, wie auch von außen durch Mobilfunkeinträge reduziert werden. Solche Maßnahmen sollten am besten mit messtechnischer Begleitung durchgeführt werden. Am einfachsten können elektrische Felder aus der Hausinstallation durch Austausch der möglicherweise ohnehin nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden Kabel reduziert werden, aber auch der Einbau von Netzfreischaltern kann einen sehr guten Beitrag zur Reduktion von Feldern liefern. Mobilfunkeinträge können durch Abschirmung z.B. im Außenputz wie auch im Dach oder mittels spezieller Wandfarben von innen reduziert werden. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass nach Einbau solcher Abschirmungen Strahlungen aus dem Gebäudeinneren großteils zurück reflektiert werden, d.h. z.B. bei Verwendung von Handy oder WLAN diese eine weit höhere Belastung für die Bewohner erzeugen.

 

Fazit

In jedem Fall wird aufgrund eines steigenden Bewusstseins in der Bevölkerung der Stellenwert ökologischer Sanierungen weiter steigen, so dass Mehrkosten von vielleicht 5-10 Prozent neben einem besseren Innenraumklima auch eine deutlich höhere Wertbeständigkeit gegenübersteht.