Holzhäuser

Beitragsbild: Holzhaus Altomünster

Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Haus aus Holz   Lag 1995 der Anteil der Eigenheime aus Holz in Deutschland noch bei 8%, waren es 2007 bereits 15%, in Baden-Württemberg wurde 2007 gar jedes vierte Eigenheim aus Holz gebaut. In einer Umfrage des Hausbaumagazins „Das Haus“ wollte 2010 mehr als jeder dritte Befragte (42%) gern in einem Holzhaus leben, in Baden-Württemberg gar jeder zweite! Gerade Familien mit kleinen Kindern, aber auch ältere Personen waren gemäß dieser Studie (jeweils 43%) besonders interessiert an Holzhäusern.

 

Zahlreiche Vorteile von Holzbauten

Das steigende Interesse liegt sicher daran, dass sich Verbraucher im Vorfeld eines Bauvorhabens genauer informieren und auf die vielfältigen Vorteile von Holzbauten aufmerksam werden. Neben energetischen Vorteilen und dem Klimaschutz sind dies v.a. ein gesundes Wohnklima, eine verkürzte Bauzeit und eine platzsparende Bauweise. Nicht ohne Grund gibt es neben einer immer vielfältigeren Literatur zum Holzbau inzwischen auch zahlreiche Bauherrenzeitschriften, die sich nur mit Holzhäusern beschäftigen.

Bereits massives Holz dämmt im Vergleich zu herkömmlichem Ziegel oder gar Beton um ein Vielfaches besser. Da jedoch in der Regel die Außenhaut eines Holzhauses zum größten Teil aus Dämmung und nur zu einem kleinen Teil (ca. 10-25%) aus massivem Holz besteht, erhöht sich der Dämmwert nochmals ganz wesentlich. So sind bereits bei einer 30cm dicken Holzwand U-Werte von 0,15 W/m²K möglich, während selbst mit modernster Ziegelbauweise, die aufgrund geringer Tragfähigkeit nur für ein- bis zweigeschossige Gebäude zur Verfügung steht, bei dieser Dicke ohne zusätzliche Dämmschichten momentan nur 0,22 W/²K (-50%) möglich sind. In der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) sind bei Erneuerung von Außenwänden oder Dächern maximal 0,24 W/m²K erlaubt. Dies führt im Massivbau zu dickeren Wänden (im Passivhaus sind bei monolithischer Massivbauweise Wandstärken von 50cm notwendig) oder mehrschaligen Schichtaufbauten, d.h. zu Wänden mit zusätzlichem Wärmedämmverbundsystem, das die Kosten erhöht und schadenanfällig ist. Bei gleichen Außenmaßen kann ein Einfamilienhaus aus Holz im Vergleich zu einem Massivbau mehrere Quadratmeter mehr Wohnfläche bieten, was gerade bei kleinen Grundstücken ein Vorteil ist. Die Baukosten verschieben sich mit verbesserter Dämmung zu Gunsten der Holzhäuser, was sicher mit ein Grund für deren zunehmende Beliebtheit ist.

Neben der hohen Dämmeffizienz gibt es weitere Pluspunkte. Die Verwendung von Holz schont das Klima, da seine Bereitstellung im Gegensatz zu vielen massiven Baustoffen sehr wenig Energie benötigt und in dem verbauten Holz Kohlendioxid aus der Atmosphäre gespeichert und dieser bis zur Verrottung oder Verbrennung des Holzes entzogen wird. Anders als bei der ins Gerede gekommenen sehr teuren und noch unausgereiften Technik der CO2-Speicherung im Untergrund (CCS) ist die CO2-Speicherung im Holz ein natürlicher und ungefährlicher Vorgang. Selbst nach Ablauf der Lebenszeit eines Holzhauses kommt durch die wesentlich geringere Abfallproblematik ein weiterer ökologischer Vorteil zum Tragen. Ein klimatischer Vorteil für die Bewohner ist die Hygroskopizität von Holz, d.h. seine Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben und so das Raumklima auszugleichen.
Nicht nur Allergiker wissen: Holz ist ein natürlicher Baustoff. Bei fachgerechter Planung in Bezug auf den weiteren Ausbau des Hauses, bei dem konsequenter Weise nur natürliche Baustoffe zum Einsatz kommen sollten, kann ein Holzhaus weitgehend schadstofffrei bleiben.

Geld wert ist die schnelle Bauzeit von Holzhäusern. Ein Einfamilienhaus in Holz lässt sich im Gegensatz zu einem Massivbau mit meist einjähriger Bauzeit auch in gut sechs Monaten errichten. Schließlich hat ein Holzhaus kaum Baufeuchte. Die fehlenden Trocknungszeiten sind mit ein Grund für die verkürzte Bauzeit. In einem Massivhaus kommen mehrere tausend Liter Wasser zum Einsatz, die über Monate oder gar Jahre austrocknen müssen und gelegentlich zu Schimmelbildung führen. Pro m² Betondecke oder Bodenplatte müssen z.B. rund 12 Liter verdunsten, pro m² Estrich ca. 3 Liter, pro m² Putz ca. 1 Liter. Ist die Baustelle während der Bauzeit nicht gegen Witterungseinflüsse gesichert, kann es durch Regen zu zusätzlichem Feuchtigkeitseintrag kommen, der vorher noch einigermaßen trockene Ziegelwände oder halbwegs durchgetrocknete Rohböden erneut durchfeuchtet. Da ein vorgefertigtes Holzhaus i.d.R. bei gutem Wetter innerhalb von ein bis zwei Tagen inklusive Dach aufgestellt wird, bleibt Regen von Anfang an draußen und das Haus trocken.

 

Konstruktionsarten

Allen Holzbauarten gemeinsam ist, dass sie meist auf einem massiven Keller, einer Bodenplatte oder gelegentlich schwebend auf schnell zu errichtenden Punktfundamenten errichtet werden. Die häufigste Konstruktionsart ist die des Holzrahmen- oder Holztafelbaus, die praktisch gleichbedeutend sind, und bei der Wand-, Decken- und Dachelemente in der Werkstatt, oft bereits mit Fenstern und Installationen, vorgefertigt werden. So schließt sich an eine kurze „Rohbauphase“, d.h. die Gründung und das Aufstellen der vorgefertigten Elemente, unmittelbar der Innenausbau an. Im Skelettbau mit großen Stützenabständen ist die Tragstruktur von der raumabschließenden Funktion getrennt, die Zwischenräume werden nach Montage des Skeletts mit Wandelementen oder Glas ausgefacht. So entstehen sehr luftig wirkende Gebäude, die dennoch weitgehend vorgefertigt werden können. Auch massive Holzbauten kommen immer wieder zum Einsatz, allerdings sinkt dabei der Anteil der Blockhäuser zu Gunsten von maßhaltigeren Massivholzkonstruktionen wie z.B. Brettstapelelementen, die sogar ohne Leim auskommen können. Massivholzhäuser haben meist zusätzliche Dämmschichten, um nicht zu hohe Wandstärken zu erreichen, wie oben bereits erläutert.

 

Bautechnik

Nicht verschwiegen werden soll, dass der Schallschutz insbesondere in Bezug auf den Trittschall bei Holzbauten ohne zusätzlichen Aufwand nicht in dem Maße wie bei Massivbauten zu gewährleisten ist, was aber v.a. bei Einfamilienhäusern eine geringere Rolle spielt. Verbessert werden kann der Schallschutz u.a. durch gedämmte und abgehängte Holzbalkendecken oder durch spezielle Bodenaufbauten. Der Brandschutz ist dagegen bei Holzhäusern problemlos zu erfüllen, nicht ohne Grund werden heute schon mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser mit hohen Brandschutzanforderungen in Holz gebaut. Spektakuläres Beispiel hierfür ist ein siebengeschossiges Wohnhaus aus Holz, das 2007 in Berlin Prenzlauer Berg von den Holzbaupionieren Kaden und Klingbeil errichtet wurde.

Immer wieder wird die Speicherfähigkeit massiver Gebäude als Vorteil gegenüber dem „Barackenklima“ von Holzbauten, die sich im Sommer schnell aufheizen sollen, angeführt – eine nicht mehr zutreffende Behauptung. Richtig ist, dass Masse Temperaturspitzen puffert, da eindringende Energie zuerst die vorhandenen Massen eines Raumes erwärmen muss, bevor sich der Raum selbst stärker erwärmt. In unseren Klimazonen haben wir jedoch auch im Sommer meist relativ kühle Nächte, die zur Auskühlung genutzt werden können. So kann auch bei den geringeren Massen eines ohnehin gut gedämmten und damit sommerliche Wärme abhaltenden Holzbaus ein angenehmes Raumklima im Sommer erreicht werden, wenn im Innenraum so viel Masse vorhanden ist, dass die Temperaturspitzen eines heißen Sommertages in der Wand- oder Dachkonstruktion gepuffert werden können, d.h. so viel Wärme aufgenommen wird wie in der Nacht wieder abgegeben werden kann. Dies kann problemlos durch eine Beplankung z.B. aus Gipsbauplatten erfolgen. Zusätzlich ist eine Hinterlüftung von Wand und Dach zur Reduktion von sommerlicher Wärme sehr effizient. Wie bei jedem Haus spielt selbstverständlich auch im Holzbau eine sinnvolle Planung bei der Anordnung von Fenstern und Sonnenschutz eine große Rolle zur Vermeidung sommerlicher Aufheizung.

Grundsätzlich ist Holz im Gegensatz zu Ziegel oder Beton feuchteempfindlich. Bei andauernd zu hoher Feuchte kann Holz faulen oder gar schimmeln. Folglich muss das Holz, wie auch die meisten Dämmstoffe aus Naturfasern, durch eine richtige Planung vor zu starken Feuchtebelastungen geschützt werden. Kurzfristige Feuchtebelastungen können durch die bereits erwähnte Hygrokopizität problemlos aufgenommen werden. Aus diesem Grund, wie auch zu Gunsten eines verbesserten Raumklimas ist eine hohe Diffusionsfähigkeit der Außenhülle, am besten in Verbindung mit einer hinterlüfteten Konstruktion, empfehlenswert, da so eindringende Feuchte schnell abtrocknen kann. Von innen sollte das Gebäude vor allem in den Nassräumen sicher gegen Feuchtigkeit abgedichtet sein, nicht ohne Grund ist dies in entsprechenden Normen zwingend vorgeschrieben. Auch von außen sollte sichergestellt sein, dass es nicht zu einem Feuchteeintritt in die Konstruktion durch Niederschlagswasser, aber auch durch Bodenfeuchte, kommt. Eine richtige Planung der wasserführenden Schichten von Dach und Wand, wie auch des Gebäudesockels sind dabei unumgänglich. Hilfreich sind Dachüberstände und das Anheben des Gebäudes um einige Handbreit aus dem Erdreich.

 

Eine interessante Möglichkeit die Vorteile von Holz- und Massivbauweise zu verbinden, ist die Kombination eines massiven Gebäudekerns, z.B. als Stahlbetonskelett, und Holzfassaden. So kann man mehr Speichermasse nutzen und einen verbesserten Schallschutz kombiniert mit hochgedämmten vorgefertigten Fassaden erreichen – allerdings im Vergleich zum herkömmlichen Holzbau zu Lasten einer verlängerten Bauzeit und einer im Bezug auf die Massivbaustoffe verschlechterten Ökobilanz. Dieses Prinzip haben wir beispielsweise bei dem Neubau des Verlagsgebäudes des fe-Verlags in Immenried bei Kisslegg angewendet.